Nicht, was passiert ist entscheidend, entscheidend ist, was berichtet wird,
erklärt mir ein alter Freund, der schon seit vielen Jahren in der Politikbranche arbeitet. Daraus konsequent folgend, werden die politischen Konkurrenten analysiert, indem die Berichte über sie in den Medien ausgewertet werden.
Umgekehrt entwerfen die politischen Akteure ihr Tun und Lassen auf die mediale Reaktion, das Medienecho, hin. Es entsteht ein geschlossener Kreislauf, der mit dem realen Leben wenig bis nichts zu tun haben muss – eine postmoderne Laberblase oder neudeutsch: Echokammer. Ich nenne Sie immer, weil sich die selbsternannte Politikerkaste so wunderbar komplementär auf die Qualitätsmedien bezieht und umgekehrt und sich gerade in Berlin daraus ein eigenes Polit-Soziotop gebildet hat, die Hofblase.
Besonders deutlich wird einem das Phänomen, wenn man wenig oder gar keine Medien konsumiert. Die politischen Diskussionen, die andere Menschen um einen herum führen, kommen einem schnell seltsam, einseitig und aufgesetzt vor. Ohne Medienkonsum werden andere Themen wichtig, die dort aber selten oder gar nicht angeschnitten werden.
Journalisten, besonders aber große und entsprechend einflussreiche Redaktionen können also durchaus eine politische Diskussion steuern. Dabei können sie für oder gegen die regierende politische Strömung arbeiten, Probleme in die mediale Wirklichkeit holen oder durch Nichtbeachtung in die zumindest mediale Nichtexistenz fallen lassen.
Wir können gespannt sein, ob die Wirklichkeit sich dadurch dauerhaft beeindrucken lässt oder ob die Postmodernen vielleicht doch gar nicht falsch liegen, die die Welt als mehr oder weniger sprachliche Konstruktion verstehen (wollen).