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Schutzzone vs. Wettbewerb

Seit längerem beobachte ich zwei gegenläufige Tendenzen.

Anfangs fiel mir nur auf, dass nicht mehr von Arbeit sondern von Beschäftigung geredet wurde. Nun klingt Arbeit auch hart – man denkt an schaffen, Produkte herstellen, die jemand kaufen will, Dienstleistungen erbringen, die jemand haben und bezahlen will. Beschäftigen kann ich mich selbst problemlos, aber das bezahlt mir niemand. Kinder muss man manchmal beschäftigen, damit sie sich nicht langweilen und anfangen zu quengeln. Aber heutzutage sind Erwachsene beschäftigt… Wo eigentlich – in Arbeitssimulationen? Ist das jetzt eine Art Psychotherapie für die Abgehängten der Gesellschaft, die für den harten, kapitalistischen Wettbewerb nicht mehr taugen? Und wer bezahlt die Beschäftigten eigentlich? Fragen über Fragen…

Parallel habe ich seit vielen Jahren sowohl im Freundes- und Bekanntenkreis als auch beruflich mit jungen Menschen zu tun, die in einem erschreckend hohen Maß in den den öffentlichen Dienst wollen oder ,besser noch, in ein Großunternehmen. Für letzteres sind allerdings belastbare Qualifikationen erforderlich, „sich für Kunst interessieren“, „sozial engagiert sein“ und „gerne Urlaub machen“ sind knapp gesagt nicht ausreichend. Sich in einem mittelständischen Unternehmen aktiv einbringen, verändern, schaffen – das ist eher seltener. Das ist aber auch kein Wunder, denn das Leistungsprinzip ist in der Schule und auch an einigen Universitäten durch Abwählen anstrengender, lernintensiver und intellektuell herausfordernder Fächer und durch eine, sagen wir mal vorsichtig, „wohlwollende Benotung“ so ausgewaschen worden, dass wir heute von einem Abiturienten ein halbwegs fehlerfreies Deutsch und die halbwegs sichere Beherrschung der Prozentrechnung erwarten können, zumindest meist. Das setzt sich offenbar an den Universitäten fort (FHs nehme ich an dieser Stelle ausdrücklich davon aus), wo es zu viele Fächer gibt, in denen das Leistungsprinzip in der Prioritätenliste deutlich nach „Was-weiß-ich-alles-korrekt“, sozial gerecht und Wohlfühlen kommt. Wenn diese jungen Menschen auf den Arbeitsmarkt kommen, suchen sie eine Beschäftigung, etwas anderes wird schwierig.

Es muss niemanden wundern, dass Schutzgebiete nicht mehr nur für die violettschuppige Nashorneidechse gefordert werden, sondern auch für jede selbsternannte Randgruppe, die sich dem Wettbewerb nicht gewachsen fühlt.

Andererseits ist Wettbewerb um die Spitzenpositionen in der Weltwirtschaft für Deutschland wichtig (überlebensnotwendig übrigens auch) und dafür sind Fachkräfte unabdingbar. Salopp gesagt: na dann macht mal!

Eine sozial gerechte, „inklusive“ Fußball-Liga heute sähe dann in etwa so aus:

  • Alle bisherigen Vereine und Ligen werden aufgelöst und
  • es werden neue Gemischtschaften (Mannschaft ist bestimmt sexistisch) nach Quoten ausgelost – die Teilnahme ist freiwillig, aber die Quoten müssen besetzt werden,  also:
  • Männer und Frauen und „ich weiß gerade nicht so genau“ bzw. alles dazwischen
  • „die, die schon länger hier leben“, Eingebürgerte, Ausländer, ggf. Asylbewerber
  • Menschen mit Behinderung und Alte
  • Schwangere
  • Netto-Steuerzahler und die, die von den Steuern leben – nein, das war ein Scherz
  • irgendjemand habe ich bestimmt vergessen – bitte als Kommentar hinterlassen.

Diese neuen „inklusiven“ Vereine werden ebenfalls per Los in neuen Ligen zu einem „Wettbewerb mit menschlichem Gesicht“ zum Spielen geschickt.

Inwieweit Regionalität, Bundesland oder gar Deutschland als Begrenzungen für die Vereine weiter zugelassen werden, überlasse ich mal den Selbsternannten Neo-ParteisekretärInnen.

Frage: wer sieht sich die Spiele an und darüber hinaus bin ich dann gespannt, welcher Fernsehsender dann die Spielrechte und für welchen Preis kaufen möchte.

Angenehmer Nebeneffekt: da natürlich alle das gleiche Geld bekommen, sind Aufreger wegen der hohen Fussballergehälter überflüssig.

Wir benötigen Wettbewerb für Höchstleistungen und hervorragende Produkte, es will nur keiner mehr diese Höchstleistungen erbringen. Das ist auch in gewissem Masse verständlich, denn in einer globalisierten Welt bedeutet das permanente Weltmeisterschaften.

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Autor: querfeldein

"Ich glaube nicht, daß ein vernünftiger Mann in Deutschland ist, der sich um das Urteil einer Zeitung bekümmert, ich meine der ein Buch verdammt, weil es die Zeitung verdammt, oder schätzt, weil es die Zeitung anpreist, denn es streitet schlechterdings mit dem Begriff eines vernünftigen Mannes." Georg Christoph Lichtenberg

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