Die NZZ hat Robert Pogue Harrison interviewt, der als Professor für italienische Literatur in Stanford lehrt und sich auch als Kulturphilosoph einen Namen gemacht hat. Hauptthema: Infantilisierung der Wohlstandsbürger.
Das Kind profitiert von der Fürsorge seiner Eltern, ohne sich dessen bewusst zu sein. Das Tischlein ist immer gedeckt, für Geborgenheit und Wohlergehen ist stets gesorgt, als würde im Hintergrund ein guter Geist wirken. Die Ansprüche wachsen in den Himmel. Aber diesen Geist gibt es nicht. Es gibt bloss die Hand der Menschen, die arbeiten, leisten und liefern. Irgendwann wacht das Kind auf und begreift, dass die menschliche Ordnung kein Naturzustand ist, sondern das Gegenteil davon – das Ergebnis harter, unaufhörlicher Arbeit. Dieses Erwachen, fürchte ich, steht uns noch bevor.
Die Liebe für die grosse weite Welt zieht sich langsam, aber sicher zurück. Was dabei vergessen geht: Die jungen Menschen profitieren heute von der Weltliebe ihrer Vorfahren, sie führen im Durchschnitt ein grossartiges Leben in einer Luxuswelt, die sich durch Prinzipien globaler Gerechtigkeit, wachsender Freiheit und zunehmender Gleichheit auszeichnet. Diese Welt neigt sich dem Ende zu, ein neues Zeitalter steht uns bevor. Wir stecken mitten in einem historischen Umbruch, dessen Konsequenzen wir unmöglich übersehen können. Es ist schon viel gewonnen, wenn wir halbwegs präzise zu beschreiben vermögen, was derzeit genau geschieht.
Die Barbarei ist stets näher, als wir denken.
…und weil es so gut zum Thema passt: