1) Ein Freund arbeitet seit vielen Jahren bei einem der (bisher) Weltmarktführer im Bereich Kraftwerksbau im Turbinenbau als Ingenieur – so lange schon, dass er am Bein eigentlich schon eine Inventarnummer haben müsste.
Da er Rechnen kann, hat er sich früh eine Vorruhestandsregelung ausgehandelt. Dann begann der Tod auf Raten über die Monate: zuerst wurden deutsche Zulieferer durch chinesische ersetzt, dann kamen die Entlassungen, am Ende Stand der Verkauf der gesamten Sparte ins Ausland.
Die Restaufträge abzuarbeiten wird spannend, denn das Management ist zwar noch (mehr als) ausreichend da, die Facharbeiter, die die Turbinen nach dem Guss bearbeiten müssen, sind dagegen als erste entlassen worden.
Das Know-how ist weg – für immer.
Die Wertschöpfung ist weg – und damit diejenigen, die alle anderen finanzieren.
Es lebe die Globalisierung!
2) Keine drei Monate ist es her, dass mich ein alter Freund anruft und mir den Tipp gibt, dass seine Firma, ein Automobilzulieferer mit weltweit 3000 Mitarbeitern, dringend Fachkräfte sucht. Ich frage freundlich an und die Antwort ist etwas verhalten: sie wollen erst die interne Personaler-Position besetzen. In Ordnung, denke ich, versuche ich es nach der Sommerpause noch einmal.
Ein Blick in die Nachrichten letzte Woche belehrt mich, dass ich eine Aufgabe aus meiner Liste streichen kann: das Unternehmen hat Insolvenz beantragt.
Auch das war absehbar. Wie ich erfahre, sind fast alle Autowerke die sie weltweit aufbauen, bestenfalls die Hälfte nach der Fertigstellung in die Produktion gegangen.
Auch hier gilt: echte Wertschöpfung ist weg und die Frage bleibt, wer eigentlich den täglichen Irrsinn in diesem Land finanzieren soll. Ich weiß es nicht, bin aber für sinnvolle Antworten gerne offen.