Jedem aufmerksamen Beobachter ist sicher schon aufgefallen: mehr Menschen zusammen sind, desto eher gehen sie davon aus, daß der andere die Aufgaben erledigen wird. Bewiesen hat das der französische Agronom Max Ringelmann schon 1883.
Ringelmann ließ in seiner Versuchsanordnung zwanzig Studenten allein und in Gruppen an einem fünf Meter langen Seil ziehen. Das andere Ende des Seils führte zu einem Kraftmessgerät. Die Ergebnisse waren ernüchternd:
Zogen zwei Leute gleichzeitig am Seil, leistete jeder durchschnittlich nur noch 93 Prozent dessen, was er zuvor allein geschafft hatte. Bei drei Leuten waren es noch 85 Prozent, bei vier 77 Prozent und bei acht Personen nur noch durchschnittlich die Hälfte seiner Maximalleistung. Diese Tendenz zum sozialen Faulenzen ist heute als Ringelmann-Effekt bekannt.
Selbständige können nicht auf diesen Effekt bauen, weil kein anderer da ist. In größeren Organisationen tritt das Problem mit zunehmender Arbeitsteilung stärker in Erscheinung.
In einem Staat kommt das soziale Faulenzen dann zur Blüte: Man fordert dann gerne von anderen, was man selbst zu leisten nicht bereit ist.