Letzte Woche war ich auf dem Markt und ging auch zum Fischer: Eine große Auswahl an frischen Fischen und da bei kaltem Wasser die Fische am besten sind, war die Entscheidung, mal wieder Fisch zu essen, schnell getroffen. Aber welchen?
Die Fischfachverkäuferin mit einem unüberhörbaren mecklenburgischen Akzent empfiehlt mir allerlei von Forelle bis Hecht. Als ich nach Barsch frage, zeigt sie erfreut auf ein großes Exemplar direkt vor mir. Ein Riesenbarsch? Einen so großen Barsch habe ich noch nie gesehen. Die Seen, die dieser Fischer bewirtschaftet liegen, das hat sie mir schon einmal erzählt, im Naturpark, viele sind in Naturschutzgebieten, an manche Seen kommt nur der Fischer, für die Öffentlichkeit sind sie gesperrt. Vielleicht gibt es da einfach größere Exemplare…
Der Barsch ist schon entschuppt, die typischen Streifen eines Barsches sind also auch nicht zu sehen. Auf der Waage werden knapp 1,2 kg angezeigt. Ich kann es kaum glauben, einen so großen Barsch zu bekommen und freue mich schon auf das Essen.
Meine Zweifel sind schnell hinweggefegt: als Fischverkäuferin kennt sie Fische bestimmt besser als ich, sie ist aus Mecklenburg und die kennen sich doch sowieso irgendwie besser mit Fischen aus als wir Brandenburger. Betrügen will sie mich sicher auch nicht, sie kennt mich und wir wechseln manchmal zwei, drei Worte mehr als nötig. Also kaufe ich den Barsch.
Als meine Frau den Fisch zu Hause auspackt, sieht es etwas enttäuscht aus: „Du weißt doch, dass ich Schlei nicht mag.“ Ein kurzer Blick in den Naturführer: ja, aus der Nähe betrachtet ist das eindeutig ein Schlei.
Soviel zum Thema Experten. Im Rückblick ist es spannend, was sich in meinem Kopf abgespielt hat. Ich hatte erhebliche Zweifel, habe mich aber von der Fachkompetenz, meinem Appetit auf Barsch und allem, was ich mir selbst dazugedichtet habe, blenden lassen. Schön, wenn das ein Einzelfall wäre….
