Meine Schwiegermutter hat uns heute besucht und ist dann mit dem Zug zurück nach Berlin gefahren. Sie ist heute 84 geworden und eine kleine, zierliche Frau. Im Zug musste sie die ganze Zeit (über eine Stunde) stehen, niemand hatte ihr einen Platz angeboten. Wieder einmal bin ich fassungslos, was aus diesem Land geworden ist.
Die Mutter einer Freundin ist gestorben und die Formalitäten müssen geregelt werden. Unsere Freundin ist also auch bei der Bestatterin und fragt interessehalber, ob es mehr oder weniger Todesfälle als vor Corona gibt. Mehr und v.a. junge Menschen zwischen Ende zwanzig bis Mitte vierzig sterben jetzt mal plötzlich und unerwartet beim Treppesteigen oder wenn sie einen Kasten Bier aus dem Auto holen wollen oder wachen morgens einfach nicht wieder auf. Nix hat mit nix zu tun, alles Paletti.
Komme auf dem Hof mit einem Nachbarn ins Gespräch. Er arbeitet seit vielen Jahren in der Kinder- und Jugendhilfe in einer Einrichtung für traumatisierte Jugendliche mit z.T. längeren Einträgen auf dem Kerbholz. Seine Halsschlagadern schwellen ihm an, als er erzählt, dass sie jetzt Adoptionsanfragen für diese Kinder und Jugendlichen von verurteilten Pädophilen bekommen. Die sind bei der letzten Gesetzesänderung „aus Versehen“ nicht ausgeschlossen worden und verklagen jetzt seine Einrichtung, weil er sich geweigert hat, ein Kind an so jemanden zu übergeben.
Wie war das mit „dem besten Deutschland, das wir je hatten“.