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Ab in die Küche!

Franz Keller ist ein sogenannter „Starkoch“, der schon vor Jahren aus dem Wettbewerb um die meisten Sterne ausgestiegen ist. Heute betreibt er seinen eigenen Landgasthof mit angeschlossener Landwirtschaft, wo er Schweine und Rinder hält. Wer sich der Urproduktion und damit den Wurzeln der menschlichen Produktion nähert, wird erfahrungsgemäß von der modernen, bunten und lauten Welt mit ihren Theorien, Konzepten und Ideologien entfremdet. Es fühlt sich für viele eher wie eine Heimkehr an und für Franz Keller ist die Küche schlicht Heimat, Kochen und Essen eine entscheidende Lebensgrundlage. Gerät sie in Gefahr, muss Alarm geschlagen werden.

Grund genug gibt es: In der Ernährungs- und Agrarindustrie läuft mehr falsch als richtig, mit unserem Ressourcenverbrauch zerstören wir die Umwelt, mit unserem industriellen Billigfutter unsere Gesundheit.

Für den selbständig denkenden Menschen ist das nichts wirklich Neues. Franz Keller hat ein paar Fakten zusammengetragen, die allerdings für Unruhe sorgen sollten. Deutschland ist z.B. ein bedeutender Schweinefleisch-Exporteur, die anfallende Gülle bleibt aber hier und kontaminiert mit Nitraten erheblich unser Grundwasser. Das könnte man doch politisch über Subventionen steuern, meinen Sie? Der größte Posten im EU-Haushalt ist mit 55 Mrd. € jährlich die Subvention der Agrarindustrie und eben nicht der Landwirtschaft, die lokal, regional und saisonal arbeitet – von bio oder nachhaltig reden wir nicht. Zu einer der häufigsten Todesursachen ist mittlerweile falsche Ernährung geworden. Die Hälfte der Deutschen über 18 gilt als übergewichtig, 16% sind adipös. 1874 konsumierte der Durchschnittsbürger in Deutschland noch 6,2 kg Zucker pro Kopf und Jahr, heute sind es 35 kg Zucker, also fast 100 Gramm täglich.

Auch die Gastronomie hat ein Problem. Wer will heute schon abends und am Wochenende für einen Niedriglohn arbeiten? Da ist sehr viel Berufung nötig und die Convinience-Küche kommt den Gastronomen gerade recht – auspacken, warm machen, servieren. Convinience heißt übersetzt Bequemlichkeit und ist wahrscheinlich ein unterschätztes Grundproblem unserer faulen Zivilisation, die sich zu weit von ihren Wurzeln entfernt hat.

Angeblich kochen 40% der Deutschen täglich selbst, knapp ein Viertel kocht selten oder nie, der Rest steht zwei- bis dreimal pro Woche in der Küche. Aber woher soll man denn auch die Zeit nehmen, selbst zu kochen? 10,5 Stunden pro Tag verbringen wir durchschnittlich vor audiovisuellen Medien. Frage beantwortet.

Aber Franz Keller ist Koch und weder Ernährungswissenschaftler noch Umweltschützer, kein Linker oder Grüner, sondern in erster Linie ein bodenständiger Küchen-Aufklärer: „Selbst kochen heißt, die Verantwortung für das eigene Leben in die Hand zu nehmen.“ Und „wir sollten weder das Kochen noch das Denken anderen überlassen.

Also „Ab in die Küche“. Der zweite Teil wird dann praktisch und Keller mit 50 Jahren Küchenerfahrung weiß, worüber er spricht. Vom Einfachen das Beste ist seine Devise. Was brauche ich in der Küche und was nicht, welches Werkzeug ist sinnvoll, was sollte im Kühlschrank sein, wie organisiere ich die Abläufe, um Freiheit in der Genuss-Werkstatt zu haben und mich auf das Kochen konzentrieren zu können. Rezepte gibt er auch ein paar, aber eher als Anregung, seinen eigenen Freistil zu entwickeln. Und das Beste dabei – es klappt und macht die Arbeit wirklich leichter und das Essen schmeckt wirklich besser. Verwerte alles was geht, koche nicht mit Wasser und denke in Folgegerichten. Dieses Buch hat tatsächlich mein Leben verändert und gerne schließe ich mich Franz Keller an „mit Genuss den Planeten zu retten!“ Weitere Informationen auf ihrem Weg in die kulinarische Selbständigkeit finden sie unter falkenhof-franzkeller.de.

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Dänikens Die Bekenntnisse des Ägyptologen Adel H.

Wer Erich von Däniken mag, wird das Buch sowieso lesen, wer ihn nicht mag, den wird auch dieses Buch nur in seiner Meinung bestärken, dass er nur Unfug schreibt und akademische Wissenschaftler das alles völlig anders sehen – wenn er denn überhaupt gelesen wird. EvD polarisiert, aber warum eigentlich?
Wer den Ursprung der Menschen mit Bewußtheit in einem Eingriff außerirdischer „Götter“ sieht, macht sich weder bei den monotheistischen Buchreligionen mit einem transzendenten Schöpfergott noch bei den „fortschrittlichen“ Natur- und Geschichtswissenschaften mit ihrem Evolutionsglauben Freunde. Zwischen diesen Stühlen macht es sich EvD bequem und entwickelt seine Thesen in seiner typischen Kombination aus eigener Feldforschung, breiter Belesenheit, des Gegen-den Strich-Lesens von Überlieferungen, Texten und Funden, vorgetragen in einem lebendigen, flüssigen Stil und gewürzt mit selbst erlebten Anekdoten. Das kann er, der im kommenden Jahr 85 Jahre alt wird, immer noch.
Sein neues Buch berichtet von den über mehrere Jahre geführten Gesprächen mit dem ägyptischen Reiseführer Adel H., Aus einer Familie stammend, die sich ihren Unterhalt auch mit Grabräuberei verdiente, studierte er in Wien Ägyptologie und war dann auch für die Reisegruppen Dänikens Führer durch die ägyptischen Altertümer. Gerade einmal geschätzt zwanzig Prozent sind bisher entdeckt, vieles liegt noch verborgen unter dem Sand der Wüste. Versiegelte Bibliotheken zum Beispiel, auf die Adel H. einen Blick werfen konnte. Bedenkt man noch, wie viele der großen Bibliotheken des Altertums in Brand gesteckt wurden, kommt schon etwas Melancholie auf und direkt danach erfasst einen eine tiefe Skepsis gegenüber der gesamten Geschichtsschreibung. Natürlich schreibt der Sieger die Geschichte und entscheidend ist nicht, was geschah, sondern was berichtet wurde… EvD listet diese Vernichtungen auf, allerdings auch nur die, über die berichtet wurde. Heute gibt es weltweit mindestens 16 Bibliotheken in Bunkern für die Nachwelt, falls es einen Totalausfall der Zivilisation gibt. In vielen Tausend Jahren stehen dann Menschen oder Außerirdische z.B. im Barbarastollen bei Freiburg und versuchen die Mikrofilme, auf denen die deutsche Geschichte in der heutigen Version gespeichert wurde, zu lesen – ein seltsamer Gedanke.
Weiter geht es mit den Geschichten um das Labyrinth des Minotaurus auf Kreta und das zehnmal größere Labyrinth bei der Stadt der Krokodile in Ägypten, das verschiedene antike Historiker noch mit eigenen Augen gesehen und bestaunt haben. Wurde es wirklich vom deutschen Ägyptologen Lepsius gefunden? Däniken hat starke Zweifel und gute Argumente, dass wir doch weiter suchen müssen.
Im Zentrum des Buches steht aber die Geschichte von Adel H., die er mit 16 im Jahr 1944 erlebte. Beim Versuch, ein Grab bei der Pyramide von Sakkara zu öffnen, wurde er verschüttet und konnte durch unterirdische Gänge irgendwann einen Ausgang finden. Die Geschichte klingt wie aus 1001 Nacht oder einem Fantasy-Roman, auf jeden Fall unglaublich. Falls sie wahr sein sollte, und EvD ist von der Glaubwürdigkeit seines ägyptischen Freundes überzeugt, stehen einige Fragen im Raum, auf die ich wirklich gerne Antworten hätte.
Über alte Seekarten von Piri Reis macht EvD dann einen Schwenk in die Gegenwart, in der sich langsam eine Offenlegung zumindest des UFO-Phänomens ankündigt. Bei den Berichten von Linda Moulton Howe über geheime Antarktis-Stationen, auf denen Menschen und Außerirdische zusammenarbeiten, steigt dann aber selbst EvD aus und bekennt sich als Skeptiker.
Man muss nicht allen seinen Theorien folgen, aber EvD regt zum eigenen Nachdenken an. Die Annahme eines Eingriffs einer anderen, „außerweltlichen“ Macht in die kulturelle und vielleicht auch genetische Entwicklung des Menschen legt ein anderes Fundament für die Weltsicht und sicher können wir uns noch auf einige Überraschungen einstellen und auf ein, zwei Revolutionen in der Geschichtsschreibung.

Wiederentdeckung der Spiritualität

Rupert Sheldrake hat sich schon in jungen Jahren mit seiner Hypothese von der morphischen Resonanz als einem Form- und Verhaltensgedächtnis der Natur seinen Ruf in der etablierten Wissenschaft ruiniert. Gab es anfangs noch renommierte Befürworter einer Diskussion seiner Thesen, ist in den Zeiten von Genetik, Biotechnologie und allgemeinem Machbarkeitswahn davon keine Rede mehr. 

Jetzt, gut 35 Jahre später, schreibt er ein Buch über die Wiederentdeckung der Spiritualität und stellt sieben Praktiken mit ihrem Einfluss auf Körper und Psyche vor: Meditation, Dankbarkeit, Mensch und Natur (als In-Kontakt-Sein mit der mehr-als-menschlichen Natur), die Beziehung zu Pflanzen, Rituale und die Präsenz der Vergangenheit, Gesang, Sprechgesang und die Macht der Musik, Pilgerreisen und heilige Stätten. Mit jeweils zwei Übungsvorschlägen wird jedes Kapitel abgerundet. So weit , so mittelprächtig interessant. Wer eine Art Kochbuch für ein spirituelles Leben erwartet, wird enttäuscht werden. Sheldrake ist immer noch ein Sucher, der jenseits der Autobahnen der Wissenschaft unterwegs ist. Mit Mitte siebzig sieht er dieses Buch als den „Ertrag“ seiner langjährigen Reise durch Wissenschaft, Geschichte, Philosophie, Spiritualität, Theologie und Religion sowie seiner Reisen durch die Welt. Dieses Querfeldein-Denken macht die Lektüre dann spannend. Drei Kostproben, um sie neugierig zu machen:

1) In einer Gesellschaft, die auf Tauschhandel basiert, verkümmert die Dankbarkeit und es wächst die Anspruchshaltung. Erst Unglücksfälle verändern die Perspektive und machen uns bewusst, dass nichts so selbstverständlich ist, wie es immer den Anschein haben mag. Von unserem Weltbild hängt es ab, ob wir Dankbarkeit empfinden können oder ob eben alles nur Zufall und Notwendigkeit, Wissenschaft, Technologie und harte Arbeit ist. Mit ein paar gedanklichen Federstrichen macht Sheldrake klar, wie unwahrscheinlich unsere Existenz aus kosmischer Sicht eigentlich ist, was für ein Wunder das Dasein jedes Menschen ist und wie uns Dankbarkeit mit dem Fluss des Lebens verbindet – oder eben auch nicht. 

2) Heute scheinen wissenschaftliche Modelle wichtiger als die lebenden Organismen zu sein, die sie beschreiben. Die lebendige Natur wird durch abstrakte Konzepte ersetzt, die nur im menschlichen Geist und in Computerprogrammen vorkommen. Dennoch sind ganz real an jedem Wochenende viele Menschen aus der Stadt unterwegs in die Natur und folgen damit offenbar einem menschlichen Grundbedürfnis. In diesem Zusammenhang analysiert er historisch verschiedene Weltbilder und ihr Verständnis von Gott, Natur und Evolution. Diese Grundannahmen konfigurieren Wahrnehmung und Verständnis und v.a. unser Verhalten zur Welt. Dagegen ist sein Abstecher zur Frage, ob die Sonne vielleicht auch ein  Bewusstsein hat, fast schon eine Lockerungsübung. 

3) Blütenpflanzen gibt es schon Millionen von Jahren länger als den Menschen und woher kommt eigentlich der Schönheitssinn der Insekten, die sie bestäuben? Schönheit und Fülle sind für die Evolution eigentlich gar nicht notwendig. 

Sheldrake hat sich den Blick für das Lebendige und für die Wunder dieser Welt bewahrt. Im Hintergrund ist dieses Buch eine Auseinandersetzung mit der herrschenden materialistischen Weltanschauung, das eine mehr-als-menschliche Welt nicht anerkennen will und vor allem sich selbst nicht als ein Glaubenssystem zu sehen imstande ist.

Die Wiederentdeckung der Spiritualität. 7 Praktiken im Fokus der Wissenschaft

O.W. Barth Verlag 2018

ISBN: 978-3-426-29288-4

Das Risiko und sein Preis – Skin In The Game

Im Studium habe ich für Philosophiezeitschriften Berichte von Kongressen und Tagungen geschrieben. Abends beim Bier riet mir ein Professor: Wenn sie jemals einen eigenen Gedanken haben sollten, schreiben sie ein Buch drumherum. Das erklärt mir seitdem den „mangelnden Nährwert“ vieler Bücher.

Dieses Problem ist Nassim Nicholas Taleb fremd, das Buch ist beim zweiten Lesen noch genauso spannend wie beim ersten Mal. Das hängt mit der hohen Erkenntnisdichte zusammen und mit Talebs Stil, den Leser auf ein denkerisches Abenteuer mitzunehmen und dabei weder auf Autoritäten noch auf eine akademische Karriere Rücksicht nehmen zu müssen.

Skin in the game handelt von Komplexität und Asymmetrien. Unser Kontakt mit der Realität wird hergestellt, in dem wir unsere Haut aufs Spiel setzen, gewissermaßen einen Preis für die Folgen unseres Handelns zahlen. Taleb entwickelt seine Gedanken aus dem normalen Leben eines Menschen, der selbständig für seinen Lebensunterhalt aufkommt und Verantwortung für sein Handeln trägt. Wirtschaftsprofessoren, Investmentbanker und Politiker gehören nicht dazu, entscheiden aber über das Leben der anderen – und häufig falsch. Deshalb sollten Menschen, die kein persönliches Risiko eingehen, nie mit Entscheidungen betraut werden.

Vier Themen sind es, die Taleb unter dem Oberthema „Seine Haut aufs Spiel setzen“ behandelt: Ungewissheit und Zuverlässigkeit von Wissen (Bullshit-Entlarvung), Symmetrie in zwischenmenschlichen Beziehungen, also Fairness, Gerechtigkeit, Verantwortung, drittens Informationsaustausch bei Transaktionen sowie Rationalität in komplexen Systemen und in der Realität. Das Buch ist sauber gegliedert, es liest sich mit seiner Mischung aus Anekdoten, Exkursen in Politik, Religion, Philosophie, Sprachwissenschaften, Finanzwesen und einigem anderen unterhaltsam und dennoch ist es alles andere als leichte Kost. Es ist Querfeldein-Denken, in dem u.a. Themen behandelt werden wie: Wie kommt es, dass intolerante Minderheiten die Welt regieren und uns ihre Ansichten aufzwingen? Wie zerstört Universalismus die Völker, denen er eigentlich helfen will? Warum sollten Chirurgen nicht wie Chirurgen aussehen? Wie sollte Außenpolitik betrieben werden? Warum breiten sich Gene und Sprachen unterschiedlich aus? Inwiefern geht es bei Rationalität um Überleben und nur darum?

Taleb hat ganz sicher mehr als nur einen eigenen Gedanken gehabt.

Verwaltung heute und damals

Ein Freund erklärt mir, dass es heute in der Verwaltung wichtiger sei, Verwaltungsfachwirt (oder wie immer das genau heißt) zu sein, als von dem Fachgebiet Wissen oder gar Erfahrung zu haben. Ein ausgebildeter Verwaltungsfachwirt kann also ebenso „kompetent“ in der Denkmalbehörde wie in der Forst- oder Migrationsbehörde arbeiten. Er selbst arbeitet in der Verwaltung, hat aber in seinem Fachgebiet studiert und langjährige Erfahrung.

Das erklärt einiges…

Im Vergleich dazu:

Prof. Dr. Friedrich Theodor Althoff war Abteilungsdirektor der 2. Abteilung im Preußischen Kultusministerium mit 34 Beamten (inklusive Bürodienern) und war zuständig für:

  • Universitäten
  • Technische Hochschulen
  • Höheres Schulwesen
  • Wissenschaftliche Anstalten
  • Bibliotheken
  • Akademien
  • Museen
  • Kunsthochschulen
  • Handelshochschulen

Der Mann war fähig, denn bis 1918

  • wurden 40% aller Nobelpreise an deutsche Wissenschaftler vergeben,
  • 80% der Wissenschaftsliteratur erschien in deutscher Sprache,
  • internationale Wissenschaftssprache war Deutsch,
  • Analphabeten gab es in Deutschland kaum noch,
  • deutsche Universitäten waren ein begehrtes Ziel ausländischer Studenten und
  • deutsche Medizin war Weltspitze.

Bödecker, Erhardt: Preußen und die Wurzeln des Erfolges (Rottenburg, 2018), S. 268 f.

Abschied von Deutschland – von Jost Bauch

Wir haben den „peak civilisation“ irgendwann Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre überschritten. Jost Bauch analysiert dieses Ende der westlichen Zivilisation historisch und soziologisch mit einer gewissen Verzweiflung und Melancholie. Dabei geht es nicht um irgendein Forschungsobjekt unter den analytischen Instrumenten der Wissenschaft, es geht um unsere westliche Zivilisation und Deutschland – also auch um Sie, die Sie diese Zeilen lesen.
Bereits 2050 werden 49 Millionen Deutsche und 19 Millionen Zugewanderte in diesem Land leben – und das sind nur die Prognosen von vor 2015! Wir steuern also definitiv auf ein Multiminoritäten-Gemenge (Staat wird dann wohl der falsche Begriff sein) zu, in dem das „tägliche Neuverhandeln des Zusammenlebens“ spannend wird.

Wären das alles brandneue Erkenntnisse, könnte ich damit vielleicht umgehen, aber die wesentlichen Bedingungen des Bevölkerungsrückgangs sind seit den Anfängen der Demografie 1765 (!) bekannt. Würden westliche Politiker nicht vorwiegend durch Negativauslese in ihre Positionen gebracht, hätten sie wahrscheinlich bereits vor 60 Jahren eine andere Familienpolitik initiiert. Die ideologische Großwetterlage wies seitdem allerdings gerade in die entgegensetzte Richtung.

Bauch attestiert den modernen Menschen Hedonismus und Narzissmus, analysiert den Funktionsverlust der Familie und einen ungehemmten Konsumismus. Überzeugend diagnostiziert er diesem System langfristig die Zerstörung der Voraussetzungen seiner Existenz. Er untersucht die herrschende technokratische Herrschaftsform und die als fast schon naturgesetzlich verkaufte Globalisierung sowie die sich daraus ergebenden Konsequenzen. Mit der Brille des Soziologen wird der Islam betrachtet und eine Inkompatibilität mit dem Grundgesetz konstatiert.

Der Abschnitt zur deutschen Moralhypertrophie widmet sich dem Verhältnis von Politik und Moral. Wieder einmal soll am deutschen Wesen die Welt genesen, auch wenn es in einer Auflösung des Deutschen mündet. Gerade in Westdeutschland ist der Schuldkomplex in weiten T eilen der Bevölkerung internalisiert, sodass ein Kampf gegen den überall lauernden Faschismus zur zeitunabhängigen Daueraufgabe und zur eigenen Legitimationsbasis wird. Ein kleines Glossarium politischer Kampfbegriffe rundet dieses Kapitel ab.

Können Nationen sterben?“, fragt Bauch am Ende. Das die Nation tragende Volk kann es, auch wenn es lange dauert. Wenn es aber propagandistisch herbeigeredet und politisch gewollt und umgesetzt wird, dann tickt die Uhr für den Selbstzerstörungsmodus. „Abschied von Deutschland“ ist eine kluge, spannende, zum Weiterdenken anregende, aber nicht immer leichte Lektüre.

In meinem Umkreis höre ich von Menschen jenseits der 50 regelmäßig, dass sie einfach nur noch bis zur Rente kommen und dann noch ein paar nette Jahre haben wollen. Wenn das mal klappt …

Oder wie Oswald Spengler festhielt:

„ ´Lever doodt als Sklav´: das ist ein altfriesischer Bauernspruch. Die Umkehrung ist der Wahlspruch jeder späten Zivilisation.“